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"Die Wiederentdeckung des Glücks" von Antonia Michaelis (Johanna)

Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐ - Goldener CoLibri!

Kurzmeinung: Dieses Buch ist irgendwie in meinen Gedanken kleben geblieben, ohne dass ich es verhindern konnte...

 

Eine wahre Explosion der recycelten Worte

 

"In Madagaskar gibt es kein neues Glück", sagte Biscuit und grinste. "Wenn sie irgendeine Sorte von Glück gefunden hat, dann ist es ein gebrauchtes. Eine Wiederentdeckung. Vielleicht hing es auf dem Markt zwischen den Altkleidern und dem kaputten Spielzeug.

 

"Das wäre doch ein schöner Buchtitel", sagte Terje. "Die Wiederentdeckung des Glücks."

 

"Zu kitschig", sagte Biscuit.

 

Antonia Michaelis verwebt in diesem Roman verschiedene Lebenswege zu einem einzigartigen Roman. Den des Straßenjungen Biscuit, den nichts und niemand von seinen Träumen abhält. Den von Maribelle, die hinter der steinernen Gartenmauer so viel mehr Abenteuer riecht, als ihre Familie ihr lässt. Die Geschichte von Terje, der sein Herz an Madagaskar verloren hat und dessen grüne Radrikscha mit der roten Klingel so einiges in Bewegung bringt und gebracht hat. Und die von seiner Tochter Nora, die auf der Suche nach dem besonderen Duft die alten Müllhalden der Gefühle und Plastikflaschen wieder aufwühlt...

 

Keine Inhaltsangabe kann auch nur annähernd auffangen, was wirklich hinter diesem Cover steckt - an jeder Ecke warten neue Überraschungen und alte Bekanntschaften, mit denen die Autorin gekonnt spielt und sie bis zum Schluss recycelt, genau wie alles auf Madagaskar. Ich konnte kaum glauben, WIE einfallsreich, vielseitig und tatsächlich einfach perfekt dieses Buch war.

 

Antonia Michaelis ist Meisterin der Worte. Jedes Wort sitzt an seinem Platz, sie schaffte es, diesen Roman im besten Sinne zu einem kunterbunten Upcycling-Projekt voll Sonnenschein, Schmerz, Tränen, Herz und Leidenschaft zu entwickeln. Ich stelle mir vor, wie sie hier und da die schönsten Worte ausschnitt, abwusch, sortierte und zu einem ganz neuen Mosaik zusammensetzte, als wären sie nie woanders gewesen. 

 

Hinter all dem steht der ernste Hintergrund des abgeholzten, ausgeraubten, bettelarmen Madagaskars, für das das Herz der Autorin eindeutig so stark schlägt, dass ich den Puls durch die Seiten spüren konnte. Ohne, dass ich es gemerkt habe, hat sich ihr Werk mit jedem ehrfürchtigen, genüsslichen Bissen, den ich davon genommen habe, mehr in meine Gedanken geschlichen und dort wird es wohl für immer bleiben. Danke für dieses beste Buch, das ich seit Langem gelesen habe.

 

"Vom Tellerwäscher zum Millionär", sagte Terje. "Der American Dream."

 

"Der African Dream sieht anders aus", sagte Biscuit. "Vom Millionär zum Tellerwäscher. Wir beginnen mit einer Million Sorgen. Wenn du so weit kommst, dass du einen Teller besitzt, den du waschen kannst, hast du gewonnen."

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